Ein Mann sitzt entspannt in seiner Küche. Er hält einen Apfel und ein Smartphone in den Händen.

Investieren mit ETF-Geldanlage –
in Eigenregie oder
mit dem Robo-Advisor?

Dr. Frank Silber, Business Owner der digitale Vermögensverwaltung cominvest, teilt in diesem Gastbeitrag seine Einschätzung zum immer wieder beliebten Vergleich des Investierens in eine ETF Geldanlage mittels Robo-Advisor oder in Eigenregie.

Beginnen wir mit einer bemerkenswerten Zahl: Im Jahr 2023 haben deutsche Anleger etwa 111 Mrd. € in ETFs investiert – gut drei Mal mehr als im Jahr 2019.1 Die Beliebtheit von ETFs bei der Eigenanlage wird durch niedrige Kosten, ein wachsendes Angebot und attraktive Online-Broker gestützt.

Auch die Mehrzahl der Robo-Advisor nutzt kostengünstige ETFs und ETCs. Rund 60% der Online-Anleger zeigen Interesse an einer digitalen Vermögensverwaltung. Bei den Jüngeren ist das Interesse noch mal höher.1

 

Es geht nicht mehr um Entweder-Oder: Einsteiger suchen die Einfachheit und den Wissenstransfer, erfahrene Anleger die Beimischung

Die Nutzung eines Robo-Advisors kann eine sinnvolle Ergänzung oder Alternative zum selbstständigen Anlegen sein, insbesondere für Investoren, die Wert auf Bequemlichkeit und Diversifikation legen. Immerhin investieren die Robo-Nutzer rund 30% ihres Geldanlagevermögens in einen solchen Service – mit steigender Tendenz2.

Dabei sind Robo-Nutzer etwa gleichermaßen Einsteiger (26%) als auch Experten im Wertpapiergeschäft (21%).3 Bei Einsteigern spielt erfahrungsgemäß der Wunsch nach Wissenstransfer eine Rolle. Die Experten ergänzen ihre eigenen Anlageaktivitäten um Robo-Portfolios – als strategisches Grundinvestment sowie zur Beimischung.

Hier eine einfache Gegenüberstellung mit charakteristischen Eigenschaften beim Investieren mit einer ETF-Geldanlage:

Kriterium Investieren mit einem Robo-Advisor Investieren in Eigenregie
Zeit & Convenience passt automatisch das Depot an erfordert die eigene, laufende Markt-, Portfolio- und Wertpapieranalyse
Anlagestrategie fest definierter Anlageprozess und Anlageklassen, mit v. a. mittel- und langfristigem Anlagehorizont frei in der Wahl der Anlagestrategie und Anlageklassen
Anlageentscheidung objektiv und häufig streng regelbasiert Gefahr des emotionalen Handelns
Risiko ermittelt eine passende Anlagestrategie auf Basis eines Risikoprofils (von konservativ bis chancenorientiert6), regelmäßige Risikosteuerung Selbsteinschätzungen und Erfahrungen bestimmen Risikoneigung und -steuerung
Kosten pauschale Gebühr (All-in Fee) zzgl. Produktkosten abhängig von Produktnutzung, eigener Erfahrungen und Handelsaktivität


Selbstanleger betonen, dass sie Kosten sparen und eine bessere Rendite erzielen können, da sie mehr Vertrauen in eigene Fähigkeiten haben.4 Das schauen wir uns genauer an.

 

Selbst investieren ist günstiger als ein Robo? Das hängt vor allem vom eigenen Verhalten ab

Wer in Eigenregie investiert, muss mit verschiedenen Kosten rechnen: Konto- und Depotgebühren, Transaktionskosten, Orderentgelte, ggf. Produktkosten, Provisionen oder Ausgabeaufschläge. Diese können je nach Broker, Handelsplatz und Fondsgesellschaft variieren. Günstige Preismodelle, z.B. für Vieltrader und für Sparpläne können hier Vorteile bieten. Die tatsächlichen Kosten hängen daher maßgeblich von den Erfahrungen, der Art der Produktnutzung und vom aktiven Anlagestil des Anlegers ab.

Ein Robo-Advisor kann sich den meisten Kostenkomponenten ebenfalls nicht entziehen. Jedoch erzielen Marktführer i.d.R. Kostenvorteile durch ihre Größe und den Technologieeinsatz. Zudem sind Rückvergütungen, Provisionen oder finanzielle Zuwendungen der Fondsanbieter – sofern denn vorhanden – an die Kunden einer (digitale) Vermögensverwaltung weiterzugeben. Unterm Strich fällt somit eine einzige, pauschale Service-Gebühr für den Anleger an: 0,5%-1,5% p.a. bezogen auf die individuelle Anlagesumme.5

Für die Service-Fee darf der Anleger auch Service-Leistungen erwarten. Und sich zurücklehnen und zwar ohne weitere Zusatzgebühren:

  • Regelmäßiges Angleichen des Depots an das Zielportfolios (Rebalancing)
  • Strategische Portfolioanpassungen und ein Risikomanagement, v. a. bei aktiven Robo-Advisors
  • Überwachung und ggf. Austausch der ETFs und ETCs
  • Einfache und flexible Ein- und Auszahlungen sowie Durchführung von Portfolio-Sparplänen
  • Möglichkeit zur Änderung der Strategie und regelmäßige Überprüfung der passgenauen Anlagestrategie
  • Erstellung klarer Online-Übersichten und regelmäßiger Berichte
  • Kompetenter Kundenservice für Fragen sowie Experten zur Qualitätssicherung

Auf diese Weise kann der Robo-Advisor wesentliche Erleichterungen für den Anleger bringen. Der digitale Anlagehelfer muss – je nach Erfahrung und Anlagestil – also nicht teurer sein als die eigene Geldanlage.

 

Wer ist besser – der Robo oder ich?

Es verbleibt die Gretchen-Frage nach der Rendite: Schneidet das „selbst gemanagte Depot“ besser ab oder der Robo-Advisor? Um es gleich vorweg zu nehmen – es gibt darauf keine einfache Antwort.

Viele Parameter gehören in einen fairen Vergleich: die Robo-Anlage muss der eigenen Geldanlage mit ähnlichem Risikoprofil, über einen längeren Zeitraum und den Kosten gegenüber gestellt werden. Genauso wie die persönliche Erfahrung bzw. die selbst investierte Zeit des Anlegers. Die Forschung zeigt, dass ein gut diversifiziertes Portfolio und ein disziplinierter Anlageprozess, ohne Angst und Gier, wesentliche Erfolgsfaktoren für den mittel- und längerfristigen Vermögensaufbau sein können. Das sind Stärken eines Robo-Advisors, die ganz eindeutig nicht zu unterschätzen sind (vgl. cominvest Newsletter-Beitrag „5 psychologische Fallstricke, die Anleger vermeiden sollten“).

 

Fazit

Die Beliebtheit von ETFs bei deutschen Anlegern ist stark gestiegen. Die Entscheidung zwischen der Anlage in Eigenregie und mit einem Robo-Advisor hängt von persönlichen Präferenzen, dem persönlichen Anlagestil und verfügbaren Zeit ab. Die Kosten für beide Anlagearten hängen daher vom individuellen Verhalten und den Serviceleistungen ab, wobei Robo-Advisors Erleichterungen durch automatisches Rebalancing und Portfolioanpassungen bieten. Letztendlich können gut diversifizierte Portfolios und ein disziplinierter Anlageprozess sowohl von Eigenanlegern als auch von Robo-Advisors zum langfristigen Vermögensaufbau beitragen.

 

Der Autor

Dr. Frank Silber lächelt in die Kamera.
Dr. Frank Silber ist Business Owner für die digitale Vermögensverwaltung cominvest bei comdirect – eine Marke der Commerzbank AG. Er beschäftigt sich seit 20 Jahren mit Fragen rund um Asset Allokation und quantitative Kapitalmarktmethoden.

 

Stand: 01.03.2024

 

1 Quelle: Robo-Advisor-Studie 2023 | comdirect.de, S.14 

 

2 Quelle: Robo-Advisor-Studie 2023 | comdirect.de, S.18 

 

3 Quelle: Online-Brokerage Monitor Kantar 2023

 

4 Quelle: Robo-Advisor-Studie 2023 | comdirect.de, S.17 

 

5 Ferner fallen etwa rd. 0,3% Produktkosten für ETFs/ETCs an, wie auch bei einer vergleichbaren Eigenanlage. Zu den Kostenvergleiche siehe z.B. Robo-Advisor Vergleich (02/2024) | 22 Anbieter im Test (extraetf.com) oder Robo Advisor Kosten: 24 Anbieter im großen Vergleich (geldanlage-digital.de)

 

6 Quelle: Robo-Advisor-Studie 2023 | comdirect.de, S.20 

Ein junger Mann sitzt mit seinem Laptop auf einer Bank, hinter ihm befinden sich Hochhäuser. Er informiert sich zu digitalen Geldanlagen.

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